Kaffeereise Indien 2017 – Tag 10: Von Balanoor nach Kelagur

Es heißt Abschied nehmen. Peter Mathias schickt einen Fahrer nach Balanoor um 7.00Uhr, um uns auf seine Plantage „Kelagur Estate“, unser Talhão® Partner seit 2013, abzuholen. Der Abschied ist herzlich. Schnell noch ein paar Fotos und dann versprechen wir die Familie Kuriyan demnächst in Ihrem renovierten Gästehaus zu besuchen.

Kelagur Estate – PulpingStation und Trockenfelder

Keine zwei Stunden dauert die Fahrt auf guten Straßen nach Kelagur Estate. Schier endlose schattenreiche Wälder mit Kaffeeplantagen säumen den Weg. Teilweise haben wir das Gefühl nur Kaffee zu sehen. Hier und da mal ein paar Reisfelder in den Tälern, Teefelder sehen wir gar keine.

Erst auf Kelagur, wo uns „Peter Uncle“ und Plantagenverwalter SD ( Saturnine D’Souza, wieder mal charmant abgekürzt und so wird er auch angesprochen) schon sehnsüchtig erwarten, finden wir wieder die sanften Teekultur-Plantagen, die jeden Riesen einladen würden sich dort hineinzulegen, wie in sanfte Kissen.

Natürlich will Peter bei unserem zweiten Frühstück des Tages wissen, wie unsere letzten auf Balanoor waren. Dann machen wir unsere Pläne für die Tage bis zu unserem Abflug. Da der kommende Tag ein Feiertag, und der nächste Tag ein Sonntag ist, werden die Ernte- und Aufarbeitungsarbeiten auf der Plantage limitiert sein, aber wir werden doch genug sehen und erleben können.

Besonders freut uns, dass heute und morgen noch eines unserer Felder mit dem Namen „Doresani“ (bedeutet Königin) geerntet wird und dass die letzten Ernten unserer Felder aktuell zum Trocknen auf dem Trockenfeld liegen.

Es geht zuerst auf einen Rundkurs mit dem Jeep zu alle unseren 3 Feldern.


Basari Twins ist das kleinste der Felder, welches wir als unsere „Perle“ im Jahr 2013 ausgewählt haben. Den Namen haben wir dem Feld gegeben, weil zwei mächtige, alte Basari Bäume dieses Feld wie zwei Wächter oder Zwillinge (engl. Twins) bewachen.

Die zwei Basari Bäume

Alle Mitarbeiter haben diesen, von uns vergebenen Namen innerhalb kurzer Zeit übernommen. Daran sehen wir, wie man unsere Arbeit hier respektiert und schätzt. Unterhalb unseres Talhão stehen die beiden Baum-Giganten und scheinen in die Ferne zu starren und das Feld hinter sich zu beschützen.
Wir zwängen uns durch die 10 Jahre alten Kaffeebäume und freuen uns am Grün der Blätter und am Grün des Bodens, der extrem fruchtbar und mit seinen Gräsern sehr gesund aussieht. Der Schatten aller Bäume ist enorm und man kommt sich vor wie im Wald. Alle Kaffeebäume sind abgeerntet. Insgesamt gab es drei Erntedurchgänge und nach der Aufarbeitung werden wir 300kg Gesamternte dieses Feldes erhalten. Die Arabica Variation heißt SLN 9 (Selektion 9) und wird getrennt Honey Processed aufbereitet.

Weiter geht es mit dem Jeep zum Feld Nr. 2: „Jarigal“. SLN 6
Dieser Name bedeutet: Steilhang. Schon beim Abstieg von dem angrenzenden Plantagenweg, müssen wir uns zwei Stöcke nehmen, um überhaupt ohne Absturz am Fuße des Felds anzukommen. Wir gehen fast einmal komplett um dieses Feld, welches von zwei kleinen Rinnsalen durchquert wird. Wir erinnern uns beim letzten Besuch hier richtige Bäche gesehen zu haben. Peter erzählt uns erneut, dass die schlimmste Trockenheit seit 30 Jahren immer noch nicht hinter Ihnen liegt, die Quellen daher alle sehr trocken gelaufen und die Ernte (von Kaffee und Tee) extrem niedrig ist. Die Pflanzen sehen aber dennoch sehr gut aus.


Der Jeep bringt uns an Teefeldern vorbei weiter zum unteren Teil des dritten Talhãos „Doresani“. Ich schließe mich dem Plantagenverwalter SD an und klettere diesem z.T. auf allen vieren hinterher. Heike fährt mit Peter Mathias und dem Jeep um das Feld herum zum oberen Ende.

Auch das Talhão®„Doresani“ ist sehr steil.

Trotz aller Strapazen bin ich froh den Weg quer hindurch eingeschlagen zu haben, denn ich bin zum ersten Mal dabei, wenn dieses Feld geerntet wird.
Überall um mich herum sammeln PflückerInnen eifrig und gut gelaunt (jedenfalls hören sich die Unterhaltungen so an) die letzten Kirschen von den Kaffeebäumen.


Hier wird morgen der dritte und letzte Erntedurchgang beendet. Daher werden jetzt alle Kirschen, Reif (rot) und grün separat geerntet. Wir erhalten von allen drei Feldern nur die vollreifen Kirschen. Alle grün geernteten und/oder aussortierten Kirschen werden als Natural aufgearbeitet und auf dem lokalen Markt zu einem geringen Preis verkauft. Viele dieser Kaffee landen später auch in Instantkaffee.


Das Talhão® Lot „Doresani“ ist exklusiv unserem Freund und Partner Sven Hanssen von „Feinsinn“ in Bad Homburg versprochen. Ausschließlich für ihn rösten wir diese Charge und bieten sie nur dort Sortenrein (Single Origin Coffee) an.

„Manager Bungalow“ von Kelagur Estate

Dann erst einmal ein herrlicher Lunch im Bungalow, den wir lieber Herrenhaus nennen, weil es ein über 100 Jahre altes englisches Landhaus und sein Charme einfach herrlich ist. Lewis ist der Koch von Peter, und was er auf den Tisch bringt ist einfach fantastische Indische Küche. Nie zu scharf, und jeden Tag etwas anderes. Nur das Frühstück ist immer dasselbe, aber indisch lecker. Wir vergessen beide jedes Mal vor Hunger und Vorfreude Fotos zu machen und die vielen schwierigen Namen können wir uns alle nicht merken. Zu Hause wird mal im indischen Kochbuch nachgeblättert.

Am Nachmittag geht es zur im Tal gelegenen neue Pulping Station und den Trockenfeldern. Seit zwei Jahren ist die neue Anlage in Betrieb. Der neue Eco-Pulper war notwendig, weil die alten Systeme in die Jahre gekommen waren und die Regierung immer neue Auflagen für die Wasserverwertung und Abwasseraufbereitung zur Pflicht macht und eine Missachtung mit hohen Strafen belegt.


Bei der nassen Aufarbeitung von Rohkaffee wird viel sauberes Wasser benötigt und die Abwässer mit all dem Fruchtfleisch der Kaffeekirschen tragen eine hohe biologische Fracht mit sich, die das direkte Einleiten in Flüsse verbietet.  Der Umweltschutz zieht in Indien mehr und mehr ein. Wenn man sich die verdreckten Städte und Straßen so anschaut ist dieses hier auch längst überfällig. Peter Mathias beschwert sich aber dennoch, dass dort wo Geld verdient wird, der Staat auch schnell auf der Matte steht, da wo er selber ran muss (Straßen, Städte, Haushalte) aber geschlafen wird. Der neue Ecopulper benötigt nur 30% Frischwasser der alten Anlage.


Wir haben bislang keinen Qualitätsunterschied zur alten Anlage feststellen können, sind aber dennoch kritisch, ob dieses Verfahren langfristig gleiche und konstante Kaffeequalitäten bringen wird.

Hier wird jetzt noch die Tagesernte von Doresani angeliefert und entpulped (siehe nasse Aufbereitung / Fully washed). Wir sehen wie gut das Pflückergebnis mit vollreifen roten Kaffeekirschen ist.

Tagesernte Doresani

Auf den Trockenfeldern werden zum Abend die Pergaminos zusammen gekehrt und für die feuchte Nacht mit Baumwolltüchern und Planen bedeckt. Wir können noch mal drunter schauen. Morgen werden wir uns alle Lots ansehen.

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Am Abend halte ich dann meine Präsentation über die letzten 13 Jahre Dauner Kaffeerösterei vor 8 Vorarbeitern, Peter und SD. Zusätzlich stehen mir heute noch aktuelle Schneebilder aus Daun zur Verfügung, die alle Zuschauer mit großen Augen betrachten.

Schnee in Daun am 13.Jan 2017

Für die nächsten zwei Tage werden wir als Ehrengäste zum jährlich stattfindenden SLM-Kelagur Estate Cricket Turnier eingeladen. Das Organisationsteam kommt extra persönlich vorbei um uns die Einladung zu übergeben. Von Cricket haben wir fast gar keine Ahnung. Wo bekommen wir jetzt noch ein Regelheft her. Das Internet ist tot….