Kaffeereise Indien 2017 – Tag 11: Cricket und Robusta

Um 9.00Uhr geht es nach indischem Frühstück mit viel Obst zum Cricket Feld gegenüber der Kelagur Pulping-Station und der Trockenfelder. Das Feld wurde extra planiert und eingefasst, eine kleine Tribüne für die Ehrengäste gebaut und geschmückt. 13 Teams haben sich angemeldet und wollen die vielen Pokale, Medaillen und Auszeichnungen gewinnen. Wir dürfen ein paar Worte an die Teilnehmer richten und Heike darf als einzige VIP-Dame das Feld feierlich durch das Zerschneiden des Bandes die Spielfläche eröffnen.

SD beim Abschlag
60 Runs im ersten Spiel – dafür gibt es schon mal eine Auszeichnung

Dann müssen wir Ehrengäste ein paar Bälle werfen oder schlagen. Ich weiß zwar nicht wie ich das bewältige und ob das richtig ist was ich tue, aber alle freuen sich, oder sind zumindest amüsiert. Das erste Spiel schauen wir uns an, dann geht es mit dem Jeep wieder in den Kaffee.


Wir suchen ein „eigenes“ Robustafeld. Bislang bekamen wir von Kelagur Estate immer eine Mischung eines gewaschenen Robustas der besten Ernten. Nun Fragen wir nach, ob wir auch unser erstes Robusta Talhão® aussuchen können. Peter und SD freuen sich und führen uns zu einem schönen Feld nicht unweit von Talhão® Basari Twins.
Die Pflanzen sehen einmalig grün und stark aus und die Menge an vollreifen Kirschen zeigt die Kraft und die Gesundheit dieses Feldes. Die Gesamterntemenge dieses Robustas liegt bei ca. 1500kg im Jahr und passt damit genau für unsere benötigte Menge. Das Feld hat auch schon einen Namen auf dem Estate: „Sonibyle Gate“, so heißt nämlich das Tor zur darunterliegenden Straße. Als wir das Feld mit dem Jeep verlassen, schließt SD das Tor hinter sich.


Bemerkenswert ist, dass bei Kelagur Estate erst alle Arabicafelder und dann im Anschluss die Robustas geerntet werden. So kann es zu keinen Vermischungen kommen. Wir bestärken Peter und SD wie beim Arabica nur vollreife, rot geerntete Robusta-Kirschen zu verwenden. Damit hat dann unser Kaffee die besten Voraussetzungen für Bekömmlichkeit und Aroma. Von der guten Aufarbeitung des Robusta Kaffees bei Kelagur Estate sind wir sowieso, durch die vierjährige Zusammenarbeit, überzeugt.


Da heute ein indischer Feiertag ist, wird nicht voll gearbeitet, d.h. Tee wird gar nicht gepflückt und nur 2 Kaffeefelder werden zu Ende geerntet. Auf dem Weg durch die Plantage kommen wir auch an der Krankenstation von Kelagur Estate vorbei. Die examinierte Krankenschwester Samu zeigt uns das „Hospital“, wo sie erste Hilfe leistet und kleinere Krankheiten (Fieber, Erkältung, etc.) behandelt.

Mir gibt sie (nach Abhören) ein paar Tabletten gegen meinen Husten. Tatsächlich ist dieser nach zwei Tagen weg. Gestern, am Freitag hatte sie 35 Patienten der Plantage in ihrer Station. Auch wenn die Einrichtung einem einfachen Standard entspricht, sind die Medikamente doch gut sortiert und jede Behandlung und Medikamentenentnahme wird sorgfältig dokumentiert. Die Behandlung ist für die Kelagur Mitarbeiter kostenfrei und wird von der Plantage finanziert.

Am Nachmittag ist Rösten angesagt. Peter Mathias möchte unbedingt sehen, wie ich auf dem alten 25kg Röster indischen Fabrikats rösten kann. Habe ich zwar schon vor drei Jahren getan, ist aber immer wieder ein Erlebnis, auf anderen Maschinen zu rösten. 15kg einer Restfraktion Arabica-Rohkaffees hat man schon vorbereitet. Sieht nicht so aus, wie der Spezialitätenkaffee den wir in Daun rösten; aber mal abwarten…

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Erstaunlich stabil hält der Röster seine Temperatur bei 210°C. Ich versuche eine mittlere Röstung um bei einer Verkostung mal ein paar andere Aromen auf den Tisch zu bekommen als die sonst so dunklen (Espresso) Röstungen in Indien. Das Ergebnis und die Gleichmäßigkeit der Röstung lassen sich sehen. Allerdings müssen wir viele schwarze Bohnen heraussammeln, die sich beim Rösten in der Trommel zu stark erhitz haben. Da hat die Rösttrommel wohl ein paar Ecken, wo der Kaffee hängen bleibt. Das Kühlsieb muss auch mal dringend gereinigt und die Leitbleche ausgerichtet werden. Der Röster erfüllt seinen Zweck, um ab und an mal eigenen Kaffee zu Rösten. Mehr aber leider nicht…

TB (Basari Twins) und DS (Doresani) Lots im Maturation Bin.

Wir gehen ins Pergaminolager (dem Maturation Bin), einer Holzkammer, in der unser schon fertiger Pergamino lagert, ruht und reift. Das ist der Kaffee unserer drei Talhoes „Basari Twins“ , „Jarigal“ und „Doresani“. Ein tolles Gefühl, unseren Rohkaffee hier gesammelt liegen zu sehen.
Es fehlt nur noch eine kleine Menge von jedem Feld. Diese liegt draußen vor der Tür und sonnt sich genüsslich. Wir können uns von der tollen Qualität des Pergaminos überzeugen.

Jar (Jarigal) Pergamino in der Reifekammer

Wir hatten Peter und SD die Vorgabe gegeben die Verarbeitung des Talhão® „Basari Twins“ als „Honey Process“ (Pulp Sundried) durchzuführen. Die vollreifen Kirschen werden nach der Ernte lediglich von der roten Kirschschale getrennt. Die Mucilage, das Fruchtfleisch bleibt dran. Alles passiert mit dem alten Entpulper. Die klebrige Masse wird anschließend für 2 Tage auf den Trockentischen getrocknet und kommt dann für weitere 7-8 Tage auf Folie auf das Trockenfeld um auf 11% Restfeuchte zu trocknen. Die letzte Partie des angetrockneten Pergaminos liegt auf dem Drying Yard (Trockenfeld) und riecht herrlich karamellig und süß. Keine störenden Fermentationsgerüche. Wir sind begeistert. Zusätzlich wird dieser Kaffee eine Handnachsortierung bekommen. Wir hoffen damit die Qualität noch weiter zu steigern. Die Gesamterntemenge liegt bei ca. 300kg. Wird also etwas ganz besonderes.

Klebriger „Honey Processed“ auf dem Trockenfeld

SD muss noch einmal hinauf zum Gästehaus, der Plantage, das vermietet werden soll. Wir haben hier vor 3 Jahren eine Woche verbracht. Die Abendstimmung bei der Teefabrik und der Sonnenuntergang über den Bergen sind bezaubernd. In der Ferne hören wir noch den Jubel vom Cricket-Feld. Morgen ist Finale.