Kaffeereise Indien 2017 – Tag 5; Erst mal alles wieder neu entdecken

Die Schönheit der einzigartigen Lage wird erst am nächsten Morgen sichtbar, wenn der Nebel, eher sind es Wolken über den Hügeln auf der Ostseite fließen (in der Tat wie ein Fluss). Ein Traum von dem man sich nicht losreißen kann. Ich filme hier etliche Minuten und hoffe diese Videos (siehe unten) hier mal platzieren zu können, wenn das Netz funktioniert.

Da das Gästehaus unweit der Teafactory liegt, machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg dorthin auf. Hier klettern wir vom 2. Stockwerk der Teeproduktion, in dem die Teeblätter ankommen und erstmal welken müssen, bis hinab zum Erdgeschoss, wo die Fermentation, Trocknung und Verpackung erfolgt. In den nächsten Tagen möchten wir diese Einrichtung nochmal besuchen. Dann werden wir detailliertere Beschreibungen geben.

Eins sei aber schon einmal vorweg genommen: Tees dieser Art weichen stark von den Vorlieben deutscher Teeliebhaber ab, da sie eher aus kleinen, „zerstossenen“ Teeblättern bestehen, wie sie gerne im asiatischen Markt oder besonders in Russland gefragt sind.

Sehr kraftvoll und dunkel. Zwar bevorzuge auch ich (Hans) eher Teeblätter, die sich beim Brühen langsam entfalten (Blatt und Aroma), der Geschmack ist aber extrem fein und nuanciert und so beschließen wir, einige Kilos von der mildesten Sorte für den Shop mitzunehmen.

Mit dem Farm-Jeep, indischer Bauart, geht es auf einem Trip durch etliche, herrlich grüne Teefelder und an Neuanpflanzungen von Robustakaffee. Man glaubt hier, zukünftig mehr an Kaffee und ersetzt mehr und mehr Teefelder durch Arabica- oder Robusta-Kaffee.

Auf dem Weg zur Robusta-Plantage kommen wir noch am zukünftigen Gästehaus der Familie Kuriyan vorbei, das gerade renoviert wird. Das alte englische Gutshaus von 1894 hat einen unglaublichen Charme, muss aber von Grund auf saniert werden. Bis hier Gäste und die Familie für deren Besuche auf dem Estate einziehen können, werden noch ein paar Wochen verstreichen.

Auf der anderen Talseite erwartet uns Yelemadlu Estate, eine Division (Plantagenteil) von Balanoor Plantations. Hier wachsen Robusta und Teepflanzen Feld an Feld einträchtig nebeneinander. Heute sind nur kurze Besuche anberaumt, da Ashok nach vierwöchiger Abwesenheit mit seinem Sohn Rohan und Manager Diwak erstmal den Überblick gewinnen möchte. Außer Pflücken passiert hier am heutigen Vormittag nichts und wir können den unzähligen Erntehelfern aus dem Norden Indiens nur beim Sortieren, Abwiegen und Verladen der Morgenernte zuschauen.

An dieser Stelle wird uns wieder klar, dass es sich bei Balanoor Plantations um ein sehr großes Unternehmen handelt, das neben vielen festangestellten Mitarbeitern, auf noch mehr Erntehelfer angewiesen, die nur für den Erntezeitraum von Dezember bis Februar Ihre Heimat im Norden Indiens verlassen und hier im warmen Süden ein hohes Einkommen sicherstellen können. Anders als bei der Spargelernte o.ä. in Deutschland, bei der nur osteuropäische Helfer diese Arbeit tun, ist es hier auch nicht. Nur das die Erntehelfer in Indien nicht in Zelten übernachten müssen, sondern in den eigenen Häusern auf Balanoor untergebracht sind.

Das diese Art des Kaffeeanbaus, in dieser Größenordnung mit so vielen Fremd-Helfern unserer Talhão® Philosophie entspricht, können wir an dieser Stelle aber klar verneinen; auch wenn uns die Familie Kuriyan in den letzten Jahren sehr ans Herz gewachsen ist und hier sehr hohe soziale Verantwortung herrscht (gute Löhne, eigener Wohnraum, Hospital, Kinderkrippe, hervorragende Schule etc.). Die Größe dieser Plantage und der industrielle Standard sind nicht das was wir langfristig suchen. Wir versuchen aber alles in unseren Erfahrungsschatz einfließen zu lassen.

Nach typischem indischen Curry-Lunch im Gästehaus geht es in 45min auf vielen verschlungenen, staubigen Pfaden zum M.S. Estate, auf dem der Manager Mr. Chengappa die Arabicaproduktion betreut. Er freut sich riesig uns nach 3 Jahren wieder zu sehen und wir lernen endlich seine Frau Reika kennen. Schnell können wir einen Blick auf die ankommende Ernte des Tages auf der Pulping Station werfen und die ersten Schälvorgänge beobachten. Doch dazu mehr und ausführlicher in den nächsten Tagen.

Ich freue mich am Abend, bevor wir zum Gästehaus zurück fahren noch eine kleine Präsentation vor den Managern und Vorarbeitern halten zu dürfen. Ich stelle anhand von Photos vor, wie und wo wir arbeiten und wie wir uns seit unserem Start in 2004 entwickelt haben. Allen gefällt diese Diashow so gut, dass ich in den nächsten Tagen noch von unseren Kaffeereisen berichten soll, denn alle sind sehr daran interessiert, wie andere Länder Ihren Kaffee anbauen und aufarbeiten. Gut dass ich einige Photos unserer letzten Reisen im Gepäck habe.