Unseren letzten Tag bei Balanoor Plantations verbringen wir wieder auf dem Kotordie Estate und der dort gelegenen Curing Works Station, auf der die Rohkaffees aller einzelnen Plantagenteile zentral und final aufgearbeitet, sortiert und für die Verschickung zum Hafen vorbereitet werden.
Hier haben wir heute die Möglichkeit bei der Fertigstellung eines Cherry Robusta dabei zu sein. Neben den aufwendigeren Fully oder Semi Washed Verfahren, in der mehrere nasse Prozessschritte Anwendung finden, bei dem feinere Kaffees produziert werden (siehe Tag 7), stellt die Produktion von Cherry Rohkaffee (in fast allen anderen Ländern als „Natural“ bezeichnet) eine sehr vereinfachte und wassersparende Verfahrensweise dar. Um hier aber hochqualitative Kaffees zu produzieren, benötigt es viel Erfahrung und die optimalen Produktionsbedingungen.
In Indien wird Cherry Kaffee fast ausschließlich für minderwertige Kaffees, zumeist aus grünen, unreifen Kaffeekirschen produziert. Nur sehr wenige Kaffeeproduzenten können hier hervorragende Cherry-Qualitäten, und wenn, dann auch nicht reproduzierbar herstellen. Dass ist unsere Erfahrung. Die Herstellung von besonderem Natural Kaffee, der im Spezialitätenmarkt gesucht wird ist eine Kunst, und nur selten zu finden. Um konstante und hochwertige Rohkaffees zu erhalten bevorzugt die Dauner Kaffeerösterei „Washed“ Kaffees.
Die Kaffeekirschen kommen auf dem Trockenfeld an und werden ohne weiteren Schälvorgang, als ganze Frucht auf dem Boden verteilt und mehrfach täglich gewendet. Herrschen zu diesem Zeitpunkt nicht optimale, d.h. trockene und sonnige (heisse) Temperaturen, beginnt im Fruchtfleisch eine verstärkte Fermentation (Gärung, d.h. unangenehme Aromen werden gebildet) oder eine Schimmelbildung, welche ebenfalls schlechte Aromen bildet.
Nach 7-12 Tagen Trockenzeit werden die getrockneten Kirschen im Lagerhaus zwischengelagert und bei anstehender Verschiffung von allen Schalenteilen befreit und sortiert.
Zu Beginn steht die Abtrennung von Fremdkörpern, dann wird in einen Schrotprozess die Fruchtschale, das eingetrocknete Fruchtfleisch, und die Pergamenthaut abgetrennt und aus dem Prozess entfernt. Anschließend erfolgt die Abtrennung von kleineren Bohnen, Steinen und Defekten, um im letzten Prozess über Trommelsortierer eine Größensortierung erhalten. Eine photo-optische Sortierung wird bei diesem Verfahren (da mindere Qualität) eher seltener durchgeführt. Nach Kundenwunsch und Qualität wir ggf. noch eine Handsortierung nachgeschaltet, bevor der Kaffee in Jutesäcke kommt und auf die Abholung zum Verschiffungshafen wartet.


Leider sind die Qualitäten in Indien für diese spezielle Art, die deutlich fruchtige, aber auch süßere Kaffees, mit sehr eigenen Geschmacksnoten hervorbringen kann, von uns nicht in konstanter Qualität zu beziehen.
Als sichere Alternative steht noch das „Honey Processed“ Verfahren, oder „Pulped Natural“ zu Verfügung, was wir auf Kelagur Estate praktizieren lassen.
Dorthin werden wir morgen fahren und den Rest unserer Zeit in Indien bei Peter Mathias bleiben.