Kaffeereise Mexico Tag 4 – Aus der Sierra Norte in Richtung Küstenregion


Früh um 5:30 geht es los. Es heißt Abschied nehmen von dieser unfassbar schönen Region, die wir mit ihren freundlichen Menschen sehr in Herz geschlossen haben. Es passt gut, dass wir Romulo mit nach Oaxaca Stadt nehmen können. Er hat heute einen Termin an der Schule seines jüngsten Sohnes (18 Jahre), sozusagen Elternsprechtag. Dafür muss er dann mal 4 Stunden unterwegs sein… (und nochmal zurück).

Thomas und der Käfer schaffen diese Strecke heute mit nur einem „Ölstopp“ in 3,5 Stunden. So haben wir noch kurz Zeit Romulos ältesten Sohn Edgar, der als Archiktekt in Oaxaca Stadt arbeitet, zu treffen. Alle sechs Kinder von Romulo und Elia leben heute in der Landeshauptstadt. Wir tauschen Telefonnummern, email und Facebook Accounts aus. Die Kommunikation mit Familie Chavez in Santo Domingo Cacalotepec ist gesichert. Wir bringen Romulo noch zur Schule und verabschieden uns herzlich, aber mit dem Versprechen uns bestimmt wieder zu sehen.

Wir haben noch einen Termin mit Diego Woolrich in Oaxaca Stadt. Den Farmer aus dem Süden, Nahe der Pazifikstadt Puerto Escondido, treffen wir im stilvollen „Cafe Antigua“ (bilder folgen), welches seiner Frau gehört, und wo natürlich der Kaffee von Diegos Farm die Hauptrolle spielt.
Diego lebt teils in Oaxaca Stadt, teils auf seiner Farm „Finca Sinai“ in Nopala 5 Stunden südlich. Sein Urgroßvater, Auswanderer aus Kanada hat diese Farm im Jahre 1873 gegründet. Er selber ist nun Anfang siebzig und froh, dass seine beiden Söhne anstreben die fünfte Kaffee-Generation zu werden.
Thomas hat im Vorfeld dieses Treffen organisiert und unsere Absichten in Mexico Kaffees von Kleinbauern zu finden Diego erläutert. Als größerer Farmer mit heute 50Hektar Kaffeefarm, unterstützt Diego eine Kooperative von Kleinbauern in der Region von Nopala mit technischer Unterstützung und Marketing. Er erklärt uns, das die Ernten im Süden in diesem Jahr extrem gering ausfallen. Die Bauern haben extreme Probleme mit dem Kaffeerost, der „Roya“, die hier in Mexico die größten Ernteeinbrüche in Mittelamerika verursacht, und die Bauern in die Existenznot bringt. Die verschiedenen Regionen sind unterschiedlich betroffen. Wir verabreden uns für den kommenden Montag auf seiner Farm, um dort auch ein Muster eines der wenigen verfügbaren Kaffees der Südregion mitzunehmen.


Es geht als Richtung Süden. Neben der Absicht dort einige Farms zu besuchen, werden wir bei Thomas Freund Gustavo Boltjes, die gesammelten Muster rösten und verkosten. Erst dann können wir entscheiden, welche Kaffees und Mengen wir für den Export planen.


Da wir die kurvenreiche Strecke bis zur Pazifikküste heute nicht mehr komplett packen werden, planen wir die Tagesetappe bis Villa Sola de Vega, einem kleinen Mezcal-Dorf, in dem, wie kann es anders sein, Thomas wieder jemanden kennt. Nach drei Stunden Fahrt (wieder Berge, trockene Ebenen und Kurven ohne Ende) finden wir in dem nicht sehr anschaulichen Städtchen ein sauberes und günstiges Hotel. Das Highlight dieses Stopps ist aber der Besuch einer kleinen Mezcal-Brennerei, vier km außerhalb. Salomon Rey ist Mitte 50, hat glassige Augen und brennt einen einzigartigen Agavenschnaps auf sehr traditionelle Art mit alten Gerätschaften und in kleinen Mengen. Handwerk pur!

Agavenpflanze für die Herstellung von Mezcal

Wir erfahren viel von Thomas, der hier schon ein paar Mal war, wie groß der Aufwand und langwierig der Herstellungsprozess von gutem Mezcal ist. Es gibt mehr als vierzig verschiedene Agavenvarietäten. Das sind anderen Sorten, als die für den in Deutschland eher bekannten Tequila verwendet werden. Manche Agaven wachsen acht, manche brauchen 20 Jahren bis sie geerntet werden können. Dann wir nur das Herz der Pflanze in einer offenen Feuerstelle mit Steinen für 3-4 Tage gegart, um anschließend mit Holzhammer und Axt zu einem feinen, faserigen Brei zerkleinert zu werden. Mit Wasser vergärt die Masse ca. sieben Tage und es entsteht eine sehr süßes, alkoholische Masse, die hier bei Salomon in Tontöpfen zweifach destilliert wird.

Mezcal Destillation

Dabei handelt es sich nicht, wie bei unseren deutschen Bränden und bei Tequilla um ein hochreines Destillat, sondern es werden extrem viele Aromen (Gewürze, Kräuter, Frucht, Rauch) und Zuckerstoffe (Karamell, Honig) durch das einfache handwerkliche Verfahren mit in den Schnapps destilliert.

Salomon füllt uns Mezcal ab.

Nach einigen Probier-Mezcals kaufen wir ein paar Flaschen von verschiedenen Agavensorten. Den vielen Alkohol (Mezcal hat ca. 50% Alc) merke ich (Hans) besonders, habe aber eine gute Nacht und keinen dicken Schädel am nächsten Tag.