Nach einem Ruhetag (Sonntag) am Meer, an dem auch leider das Café und die Rrösterei geschlossen haben, machen wir uns auf zur Finca Sinai von Diego Manuel Woolrich Ramirez, den wir ja schon vor ein paar Tagen in Oaxaca Stadt getroffen haben. Ziel ist es auch hier noch Kaffees zu finden, auch wenn die Mengen in dieser Region sehr klein ausgefallen sind. Nur ca. 50 km Luftlinie von der Küste brauchen wir knapp anderthalb Stunden bis zum Örtchen Nopala, das am Fuße der Berge zur Plantage liegt. Dort müssen Thomas und der VW Käfer zeigen was in ihnen steckt, denn der Weg rauf zur Farm führt durch einen Fluss. Die Furt wird meisterhaft genommen.
Der Fotograf muss derweil die extrem unvertrauenswürdige Hängebrücke mit laufender Kamera nehmen. Indiana Jones hätte seine Freude daran. Ich taste mich eher mal langsam voran.
Noch 30min bergauf über eine Feldpiste, dann sind wir auf der alten Finca, die eine tolle Atmosphäre hat. Diego freut sich sehr uns wiederzusehen, und endlich mal wieder Gäste zu haben.
Wenn er hier ist (zur Erntezeit, ansonsten lebt er bei seiner Frau in Oaxaca), lebt er hier sehr einsam und verzichtreich in einer Kammer. Eine Flasche Mezcal von Salomon und Kaffee aus Daun haben wir ihm als Gastgeschenk mitgebracht. Wir starten mit einem Rundgang über Patio und Hauptgebäude.
1873 wurde die Finca von Diegos Urgroßvater aus Kanada erworben. Das Hauptgebäude mit Wohnräumen, Kaffeelager und Trilladora (Schäl- und Sortierstation) wurde 1954 von seinem Vater vollendet und in den 1990ern von einem Erdbeben stark zerstört. Seitdem wird Stück für Stück wieder aufgebaut und renoviert. Diegos Traum, der dann hoffentlich von seinen Söhnen vollendet wird ist der Umbau in ein Hotel mit Kaffeemuseum. Wir können uns das schon jetzt gut vorstellen.
Der Rundgang über das Benificio mit Entpulpungs-Station und Trockenfeldern ist etwas traurig, denn alles wirkt sehr verwahrlost. Da die Ernten in den letzten 2 Jahren durch den Kaffeerost (Roya) extrem eingebrochen sind, wurde hier fast gar nicht produziert, und wenn ja, dann nur in Kunststoffbotischen fermentiert und nicht in den großen Betontanks. Die Lage für die Farmen in dieser Region, die auch viel trockener ist, als in den Bergen im Norden, ist katastrophal. Nur durch langsame Aufforstung der toten Kaffeeplantagen mit neuen Pflanzen, die auch resistent gegen die Roya sind, schafft langsam Abhilfe und Rettung. Die Diskussionen mit Diego fallen entsprechend deprimierend aus.
Er will uns aber auch einige seiner Felder im dichten Schattenwald seiner Farm zeigen. Hier werden seine Schilderungen enthusiastischer, denn seine neuen Anpflanzungen mit der Kaffeevarietät Bourbon und der momentan extrem angesagten Sorte „Geisha“ (genauer“Gesha“) sehen sehr gesund aus, haben schon geblüht und tragen extrem viele Ansätze für die Ernte im kommenden Jahr.
Farmen, wie Finca Sinai und Finca Las Nieves, von Gustavo haben die Krise der Roya noch gut überstehen können, weil hier sehr viel KnowHow und Fürsorge für die Pflanzen eingeflossen sind. Auch auf die Aufzucht der Jungpflanzen wird hier sehr große Sorgfalt verwendet. Stolz führt uns Diego über seine Vivero, der Aufzuchtstation für seine verschiedenen Varietäten. Hier wächst die Zukunft der Finca.
Kleinere Bauern, mit weniger guten und gesunden Pflanzen geht es sehr schlecht. Diego hilft der in Nopala ansässigen Kooperative mit Unterstützung in Anbaufragen und versucht auch einige Kaffees der Kleinbauern zu vermarkten.

So bietet er auch uns ein Lot von 51 Sack Pergamino (würde dann ca. 36 Sack Rohkaffee ergeben) eines Bauern aus der Region an. Wir nehmen eine Probe mit, die wir dann morgen bei Gustavo rösten und verkosten werden.

Es geht wieder Heimwärts an die Küste durch den Fluss. Der Fotograf meistert die Brücke diesmal entspannter. Am Abend genehmigen wir uns alle drei gemeinsam noch eine sehr leckere Rotbarbe. Gegrillt wird in einem VW Bus, der wohl ausgedient hat. Wenn das Ganze auch sehr nett aussieht, hätten wir den Bus doch lieber gerettet…
