Vilcabamba – Palanda – Bracamoros
Nach einem entspannten Frühstück und einer Photorunde geht es vom Hotel oberhalb von Vilcabamba mit Taxi zum Busbahnhof in Vilcabamba. Es erwartet uns eine 3stündige Fahrt für 4,50$ pro Person nach Palanda, unserer nächsten Station. Über viele Bergpässe von über 3000m und (wenigen, aber) gigantischen Ausblicken ins Amazonasgebiet, vorbei am Nationalpark Podocarpus, geht es bei viele Nebel und Regen, zum Glück ohne Bergrutsch und blockierte Straßen in das kleine Städtchen, in dem dieses Jahr die BRACAMOROS Coffee Feria, eine Volksfest rund um den Kaffee und die Region stattfindet. Jedes Jahr findet dieses Event, wie eine kleine Messe abwechselnd in der Orten Palanda und Zumba statt und wird jeweils von den ansässigen Kaffeekooperativen (APECAP und ACRIM), und der Dachorganisation FAPECAFES organisiert.
Schon auf dem Marktplatz treffen wir Thomas, unseren Freund und Übersetzer, der uns in den kommenden Tagen begleiten wird. Thomas reiste über Peru an. Fünf Wegstunden von Palanda hat er soeben sein Praktikum bei Caravela, einem Spezialitätenkaffee-Exporteur aus Kolumbien beendet. Bei Qualitätsfragen und Kaffeeauswahl und-bewertung hat Thomas in den letzten Wochen Caravela im Norden von Peru unterstützt und unfassbar viel gelernt, wie wir noch lernen und schätzen werden. Wir brauchen Thomas unbedingt wegen seiner exzellenten Spanischkenntnisse. Manchmal fragen wir uns was wir hier, abseits der normalen Touristenstrecken (wo es schon schwer ist mit englisch durchzukommen), mit unseren paar Brocken Spanisch eigentlich machen. Ohne Thomas wären wir verloren und könnten hier keine Kaffees kaufen oder mit den Menschen unsere Freundschaften vertiefen.
Wir machen uns auf die Suche nach einem Hotelzimmer. Entgegen unserer normalen Gewohnheiten, haben wir für die nächsten Tage nichts gebucht. So machen wir die Erfahrung, dass hier, wegen der Bracamoros alles ausgebucht ist. Wir treffen aber Jose Mayo, den ehemaligen Präsidenten der APECAP (der lokalen Kaffeekooperative), den wir seit 2014 kennen. Er leitet uns zu einer kleinen Privatpension, wo wir zwei für hiesige Verhältnissen schöne Zimmer mit Gemeinschaftsbad bekommen gegenüber vom Friedhof. Hürde genommen.
Thomas führt uns zum Verkostungssaal, nahe dem Marktplatz. Heute am Freitag finden die letzten Vorausscheidungen des Kaffeewettbewerbs statt, in dem die besten Kaffees des Südens Ecuador (der besten Kaffeeregion des Landes!) gesucht werden. Wir haben die Möglichkeit die letzte Runde mitzucuppen (verkosten) und uns einen kleinen Eindruck der diesjährigen Muster zu verschaffen. Neben den Muster-Röstern Fernando Jaramillo, Jose Apollo und Ramiro Lopez, die die Cuppingrunden vorbereiten, treffen wir hier die Caravela-Kollegen Paulina und Carlo aus Ecuador und die deutsche Delegation um Pingo von Quijote Kaffee. Die haben schon einige Tage in Peru und hier in der Region verbracht und gehören hier in Palanda zur Jury der Bracamoros. Quijote hilft uns beim Export unserer diesjährigen kleinen Menge aus Ecuador. Es reicht 2016 nicht für einen eigenen Container. Auch bietet Pingo an bei der morgigen Auktion der besten Kaffees einige Säcke von seinen ersteigerten Kaffees zu bekommen. Spannend, Kollegen aus der Nachbarschaft (Hamburg, Berlin) hier so weit von zu Hause zu treffen. Auch Audrey aus Belgien, die eine NGO in Palanda vertritt, sind wir Philipe (Kanada) sind wie im vergangenen Jahr wieder in der Jury. Die Kaffeewelt ist klein.
Thomas ist als inoffizieller Juror (Beobachter) mit an den Cuppingrunden beteiligt. Spannende Kaffees stehen hier auf dem Tisch und lassen auf eine interessante Endausscheidung der besten 10 am morgigen Tag hoffen.
Gegen Abend, nach einer Versammlung in der Stadtverwaltung realisieren wir, dass wir tagsüber zwar unsere notwendige Ration Kaffee bekommen, aber noch nichts gegessen haben. Beim Abendessen treffen wir Vinicio Martinez Jaramillo (President FAPECAFES), seine Frau und Eduardo Eras (Manager FAPECAFES). Wir haben für sie in Deutschland zwei Hario Syphons besorgt. Über die unversehrte Ankunft der beiden Glasgeräte sind sie sehr erfreut. In unserer Unterkunft haben wir abseits vom Trubel der Feria viel Zeit, um über das vergangene Jahr, unsere Ziele hier in Ecuador und vieles Rund um das Kaffeebusiness bei einem kühlen Pilsener zu besprechen. Wir freuen uns sehr über die Panama Hüte (müssten eigentlich Ecuador Hüte heissen, da hier der Ursprung dieser fantastischen Strohhüte liegt).
Im Gegensatz zu Thomas, der noch einen Abstecher zur Abendveranstaltung im „Sportpalast“ mit Wahl zur Reina del Cafe 2016 (Kaffeekönigin, analog zur deutschen Weinkönigin) macht, ziehen wir es vor unsere müdes Haupt zu betten.