Kaffeereise nach Ecuador Tag 5

Tag 5 La Palma, das Ziel ist erreicht.

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Nach fünf Tagen und einer Wegzeit von 33 Stunden erreichen wir den Wendehammer des Dorfes La Palma. Nicht zu vergleichen mit unseren Dorfstrukturen handelt es sich hier um eine Ansammlung von Lagerhütten und der lokalen Grundschule. Die Straße endet hier vor einem Abgrund. Das Wetter ist nasskalt es regnet. Die Rollen unseres Schalenkoffers schneiden sich in den Schlamm und der 20 minütige Abstieg zur Finca von Anjel und Romelia gestaltet sich mühsam. Fotos gibt es hiervon nicht, denn wir müssen uns extrem konzentrieren den Weg über Wiesen, Felsen und Kuhfladen zu managen. Der Schalenkoffer findet seinen Weg allein, und geht meistens voran. Er enthält eigentlich nur Mitbringsel für unsere Freunde und für die Kinder der Schule. Die Gummistiefel im Koffer hätten wir besser vorher angezogen.

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Anjel kommt uns schon den Berg entgegen. Er hat uns wohl schon gehört. Wir werden von unserem Talhão Schild am Eingang zur Finca begrüßt. Schön den langen Weg geschafft zu haben. Romelia und Tochter Natalie (14) sind in der Küche und bereiten schon die Ankunftsmahlzeit vor. Sohn Nixon (17) ist in einem Fußball-Camp in Loja. Das Wiedersehen ist herzlich, die Umarmungen fest. Man merkt wie wichtig unsere Freundschaft für beide Seiten ist. Als Anjel uns dann sagt, unser Besuch wäre das wichtigste Ereignis im Jahr, bekommen wir schon wieder eine Gänsehaut. Thomas kann alle Gefühle hervorragend übersetzen und nach einem kleinen Rundgang um die Hütte verstauen wir unser Gepäck in unserem Zimmer und versammeln uns in der Küche, die hier auch der Wohnort ist und in der sich alles abspielt.

Zum späten Frühstück gibt es erstmal frisch frittierte Käsetaschen (Empanada con queso). Alles auf der offenen Feuerstelle auf dem Küchenboden zubereitet.
Wir packen unseren Geschenkekoffer aus und überreichen alle mitgebrachten Sachen. Viele Leckereien aus unserem Laden, geröstete Kaffees von Anjel und Romelia (hier geht es mehr um die Verpackung mit Ihrem Namen, als um den Inhalt), und süße Knabbereien, über die sich Anjel (mas dulce) sofort her macht, aber auch liebevoll verteilt. Die mitgebrachten T-Shirts und Kapuzenjacken mit Talhão Logo werden sofort angezogen und sind allen (auch uns) sehr hilfreich bei den nasskalten Temperaturen. Das Fotobuch unserer letzten zwei Besuche hier, zusätzlich mit vielen Bildern unserer Rösterei in Daun, unseres Zuhauses und der Eifel wird nicht mehr aus der Hand gelegt. Erst als wir nach vielen Fragen und Kommentaren die 96 Seiten komplett durchgegangen sind, kann es weitergehen.

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Mit Essen natürlich, denn hier gibt es 3x täglich eine herzhafte und äußerst üppige Mahlzeit, was wohl bei der harten Arbeit auf der Farm notwendig ist. Frisch geschlachtetes Hühnchen mit Kochbananenstampf, Reis, Yucca und Linsen. Wir kommen aus dem Erzählen gar nicht raus. Über das ganze letzte Jahr wird noch einmal berichtet und Thomas hat alle Hände voll zu tun.

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Romelia fragt vorsichtig, ob wir Meerschweinchen (Cui) essen würden. Sie hat gehört, dass wir in Deutschland diese kleinen Nager nur als Kuscheltiere halten. Hier werden diese Tiere wie bei uns Stallkaninchen gehalten (und vom Kater bewacht) und zu besonderen Anlässen geschmackvoll zubereitet. Wir drei stimmen aber überein, das wir es gerne mal probieren würden. Und so muss das Größte im Stall heute Abend dran glauben.

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Die ersten Rundgänge über die Finca zeigen uns, dass hier viel passiert ist. Das gemauerte Fermentationsbecken ist fast fertig und es wurde ein zusätzliches Trockenzelt gebaut. In den Zelten liegt noch Pergamino Kaffee (Rohkaffee in der Pergamentschale) der noch zu unserem Lot gehört. Die Kaffeepflanzen sehen gesund aus und überall in der Mischkultur auf der Finca grünt und gedeiht es Prima. Mustergültiger biologscher Schattenanbau in einer Höhe von 1700m. Alles gleicht mehr einem riesigen Nutzgarten, als einer Plantage. Hier wachsen Kaffeepflanzen der Sorten Typica, Caturra und Catimor gemischt mit Bananen, Yucca, Mandarinen, Orangen, Mais, Bohnen, Baumtomaten, Wurzelgemüsen und noch vielem mehr, deren Nahmen wir nicht kennen. Es hängen noch einige rote und grüne Kaffeekirschen am Baum. Diese werden leider den Weg nach Daun schaffen, da der Container im Oktober verschifft wird.

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Wir starten die ersten Diskussionen über Kaffeeernte, -Aufarbeitung und Lagerung. Obwohl Anjel und Romelia schon einen sensationell guten Kaffee produzieren, gibt es hier noch viele Ansätze für Effektivität, Kontinuität, Produktionssicherheit und Qualität. Gemeinsam wollen wir Talhão Partner immer besser werden. Hier zeigt sich wieder, wieviel Thomas im letzten Jahr auf seinem Kaffee-Reisen durch Kolumbien, Mexiko, Peru und Ecuador gelernt. Hat. Er ist jetzt nicht nur Übersetzer sondern viel mehr Kaffeesachverständiger für uns. Wir merken noch mehr, wie sehr wie ihn für die Entwicklungen der nächsten Jahre brauchen werden.

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Für heute Abend bieten wir an für die Familie etwas zu kochen. Wir bereiten mitgebrachte Pasta und Bruschetta zu. Vorher kochen wir Schokoladen Pudding zu, den die beiden nicht kennen. Anjel kratzt begierig den Topf aus. Die (zugegebenermaßen nicht deutsche) Hauptspeise kommt ebenfalls sehr gut an. Natalie musste leider schon nach Zumba zurück, denn morgen früh (Montag) muss sie wieder in der Schule sein. Aber wir haben noch ein paar Tüten Pudding hiergelassen.

Den Abend lassen wir mit Spielen ausklingen. Wir haben ein Triomino (Domino mit dreieckigen Spielsteinen) mitgebracht und Anjel und Romelia zeigen extremen Ehrgeiz und Siegeswillen. Nach diesem intensiven Tag fallen wir in unsere Betten.

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