Der nächste Morgen verspricht besseres Wetter, auch wenn es heute nicht strahlig sonnig wird, aber wir können doch hin und wieder blaue Himmelflecken sehen. Jedenfalls bleibt es weitgehend trocken.

Bei unserem 30 minütigen „Abstieg“ von der Cabaña zeigt sich der Dorfkern von Santo Dmingo Catalotepec jedenfalls sehr malerisch. Unser Wasserkessel pendelt täglich von der Hütte (für die Zubereitung des morgendlichen Kaffees) und Romuloas Haus, wo wir ihn für die anstehenden Cuppings der Kaffeemuster benötigen.
Skuril ist der alte Ford-Pickup, der am Straßenrand so langsam verwittert, ja geradezu kompostiert wird. Die Natur holt sich den tatsächlich zurück…
Heute ist der Tag der Produzentenversammlung, zu der Romulo die Bauern eingeladen hat um a.) uns die Möglichkeit gibt uns der gesamten Gruppe detailliert vorzustellen (bislang haben uns nur einige wenige Bauern kennengelernt) und b.) ein paar allgemeine Themen zur Ernte und vergangener Aktivitäten der Gruppe kundzutun.
Die Frauen versammeln sich auf der Terrasse von Romulos Hütte. Jede bringt heute etwas mit. Ob Zutaten für die geplante Hühnersuppe (die Hühner hat Romulo von Gruppengeldern gekauft) wie, Kräuter, Gemüse, Zwiebeln, Teller. Selbst Holzscheite für das Zubereiten der Suppe in Elias Küche werden zu Hauf angeschleppt und gestiftet. Während sich die Männer in der Versammlungshalle treffen wird hier wie wild gekocht, Fleisch und Gemüse geputz und sich sehr intensiv unterhalten. Ene unbeschreibliche Athmosphäre des Zusammenhalts.
Gigantisch sind die Berge von Tortillas die die Frauen hier mitgebracht haben. Elia schätz die Gesamtmenge auf 250 Stück. Immerhin sind auf der Versammlung der 65 Produzentenfamilien heute ca. 150 Menschen zu Mittag satt zu machen.
Um 11.00Uhr geht dann los. Alle Produzenten treffen sich in der Halle und nehmen Platz. Ungefähr jede Familie hat einen Vertreter, zumeist Männer abgestellt. Die Frauen sind eher für das Leibliche Wohl zuständig. Aber auch sechs Produzentinnen, die Ihre Felder eigenständig bewirtschaften nehmen an der Versammlung teil.
Wir stellen uns vor, das heisst ich Spreche zu Gruppe und Thomas übersetzt. Heike und ich möchten uns vorstellen, unsere Betriebsgröße den Bauern verdeutlichen und klar zeigen, das deren Qualität für uns ganz entscheidend ist und ein klenes Unternehmen nur existieren kann, wenn es mit Top-Qualitäten arbeitet. Wir stellen aber auch ganz klar unseren persönlichen Anspruch heraus, den Kaffee aus Cacalotepec (wie auch von andere Direkt-Produzenten) unseren Kunden transparent und exklusiv präsentieren zu wollen.
Dafür haben wir unsere Verkaufs-Broschüren verteilt. Auch wenn diese auf Deutsch geschrieben ist (wir lassen einige Pasagen von Thomas für die Gruppe übersetzen) so sprechen doch die Bilder (auch die dort dokumentierten Blder aus Santo Domingo Cacalotepec von 2017) ihre eigene Sprache.

Das Interesse ist groß. Auch Fragen, teilweise kritisch, werden von den Produzenten gestellt.
Den zweiten Teil des Meetings gestalltet Thomas, indem er den Bauern einige Pläne zur Produktverbesserung erläutert. Auch die Anschaffung des Feuchtigkeitsmessgerätes für die Gruppe und Romulos und Elias zukünftige Funktion der Qualitätsüberwachung jedes Lots wird erläutert. Das Dorf kann in der schwiereigen Lage von extrem geringen Ernten durch die immer noch grasierende Blattkrankheit Roya (ein Pilz, der in ganz Mitteamerika wütet) nur überleben, in dem es jetzt die Zeit nutzt, die durchgängige Qualität der Rohkaffees zu erhöhen. Das bedeutet nicht nur höhere Preise, sondern auch ein Vorsprung in der Zukunft, in der die Erntmengen dann hoffentlich wieder steigen.
Auch die Notwendigkeit der Neuanpflanzung und der Bodenverbesserung werden diskutiert.
Dann ist Mittagszeit. Es gibt ein „Drei-Gang-Menü“.
Zuerst essen die Männer, im zweiten Gang die Frauen und als dritten Gang kommen dann die Kinder an die lange Tafel. Die riesigen Töpfe und alles Geschirr werden von Elias Küche die 200m hier herunter geschleppt. Nach 1,5 Stunden sind alle satt und wir versammeln uns vor der Kirche um ein, von uns gewünschtes Gruppenphoto zu machen.
Hier haben wir jetzt alle drauf (hoffentlich).
Die Versammlung geht weiter. Allerdings nicht in Spanisch sondern auf Zapotekisch, der hier verwendeten Dialektsprache aus präkolumbianischer Zeit. Tatsächlich können wir keine Gemeinsamkeiten zur spanischen Sprache erkennen. Es wirkt auf uns eher wie eine Balkansprache…
Da der weitere Teil tatsächlich auch nur Belange betrifft, die Romulo mit der Gruppe diskutieren will, klinken wir uns an dieser Stelle auch aus und verabschieden uns offiziell von der Versammlung.
Wir mischen uns unter die Frauengruppe, die sich nun wieder auf Elias Terrasse zum Spülen, Aufräumen und Aufteilen der Reste versammelt hat.
Die Frauen sind nach getaner Arbeit auch müde, diskutieren aber wohl doch (auf Zapotekisch) über den heutigen Tag.
Langsam lichten sich dann am Nachmittag die Reihen. Ich habe aber doch die Möglichkeit noch ein paar Photos von Menschen zu machen, die uns in den letzten Tagen sehr ans Herz gewachsen sind, und von denen wir uns auch ein spezielles Frauen-Lot wünschen. D.h. das wir den Kaffee dieser drei Familien als eine gemeinsame Partie kaufen möchten.
Als ganz besonderer Freund hat sich Viki’s Sohn Daniél in unsere Herzen geschlichen. Täglich haben wir uns getroffen und er ist extrem interessiert an allem was wir tun und wo wir herkommen. Und bei allen Arbeiten rund um die Kaffeproben, sei es sortieren, rösten oder cuppen ist er immer an erster Stelle. Daher bekommt er auch eine Kappe von uns und einen Ehrenplatz in unserem Blog!