Thomas ist nach unserer Abreise wieder in unser Partnerdorf Santo Domingo Cacalotepec gefahren, um mit allen Produzenen deren Pergaminos zusammenzutragen. Er schreib uns einen detailierten Live-Bericht und sendet uns Bilder vom Cuppen :
„Hallo Ihr beiden,
Es ist Mittwochmorgen und angesichts aller Eindrücke seit meiner Ankunft gestern Nachmittag wünschte ich Ihr könntet mit hier sein um die ganze Aktion mitzuerleben. Unten am beneficio húmedo wartete Rómulo schon auf meine Ankunft während er mit Elia und einer weiteren Frau akribisch Euern Parchment aussortiertet. Er zeigte er mir das in der Tat überraschend saubere Ergebnis und bestätigte mir, wie bereits zuvor am Telefon mitgeteilt, dass alle Produzenten seit einigen Tagen ihre Kaffees aussortierten. Auch der Kaffee auf den Bastmatten ist auf einmal ganz sauber.

Nachdem wir einige noch offene Dinge besprochen hatten, zeigte mir Romulo das nah gelegene Feld von Artemio. Auf dem Weg zum Feld kamen wir tatsächlich an mehreren Häusern vorbei, wo die Produzenten auf ebenso sorgfältige Weise Ihre Kaffees aussortierten.
Das Feld von Artemio, welches auf ca. 1550 Metern liegt, zeichnet sich durch relativ Junge (ca. 5 Jahre) alte, gut genährte und kaum von Roya betroffene Pflanzen, überwiegend Mundo Novo und Typica, aus. Diese tragen nach wie vor eine erstaunliche Anzahl reifer Kirchen. Ähnlich gut sieht das danebenliegende Feld von Romulos Cousine aus. Der kleine Spaziergang gibt uns die Möglichkeit das geplante Prozedere der nächsten Tage zu besprechen.
Als wir wieder am Haus ankommen, zeigt Romulo mir die Liste der 50 Produzenten, die Kaffees einreichen werden. Bei der Versammlung am Samstag haben alle Produzenten Romulo mitgeteilt wieviel Kaffee sie insgesamt haben bzw. diese Ernte erwarten und wieviel sie insgesamt erwarten bis Mittwoch/Donnerstag aussortiert zu haben und einreichen zu wollen; alles auf der Liste vermerkt. Wir besprechen, dass es sinnvoll ist die Kaffees in 4 Etappen anzunehmen, Mittwoch und Donnerstag jeweils morgens und nachmittags, sodass keine allzu lange Warteschlange entsteht. Anschließend gibt Romulo dem Dorf über eine Lautsprecheransage bekannt, welche Produzenten in welcher Reihenfolge am folgenden Tag ihre Kaffees einreichen können. Weiterhin beschließen wir, dass alle Säcke zwar ihre den verschiedenen Lots entsprechenden Codes bekommen, jedoch auch bis zu UNTAO die Namen ihrer Produzenten beibehalten. So ließen sich evtl. Defekte eingrenzen und bis zum Produzenten zurückverfolgen. Geblendet/gemischt wird am Ende ohnehin bei UNTAO nach unseren Vorgaben.
Als wir am nächsten Morgen beim Basketballplatz ankommen hat sich bereits eine kleine Schlange von 4 oder 5 Produzenten mit jeweils 5-20 kleinen Säcken Pergamino gebildet. Sack für Sack überprüfe ich Feuchtigkeit, Water Activity und – last but not least – Geruch sowie optische Qualität der Kaffees. Jeder Sack bekommt einen Code und wird von Romulo und seinen 4 Helfern in Jutesäcke umgefüllt (Romulo hat in etwa 250 einigermaßen gute, einige Produzenten haben auch eigene und bringen ihre Kaffees darin). Da die Kosten des Transports im LKW zu UNTAO pro Sack berechnet werden (40 MXN/Sack), besteht das Ziel darin die Säcke möglichst voll zu kriegen. Schnell stellen wir fest, dass einige der angelieferten Kaffees noch nicht ganz trocken sind, sondern nach wie vor zwischen 12 und 14 Prozent Feuchtigkeit liegen. Den entsprechenden Produzenten geben wir Feedback hinsichtlich fehlender Trockenzeit. Dadurch wird der „Haupt Basketballplatz“ schnell zum Patio, wo die Produzenten ihre noch zu feuchten Kaffees trocknen.

Ebenso schnell bemerke ich erfreut wie erstaunlich sauber die angelieferten Lots sind. Viele der Produzenten und ihre Kinder schauen interessiert in Euer mitgebrachtes Buch sowie die Broschüre während sie ihre Kaffees trocknen oder Schlange stehen. Während die letzten Produzenten noch bis 10 Uhr abends Kaffees anliefern, haben Romulo und seine Helfer noch bis 1 Uhr morgens mit dem „Einsacken“ zu tun. Nach etwa 250 analysierten kleinen Säcken können wir am Ende des ersten Tages 90 Quintales angenommenen Pergaminos verzeichnen – etwas weniger als erhofft, allerdings sicherlich zufriedenstellend. Um diese zu bewachen schläft Romulo die Nacht daneben.

Der nächste Tag überrascht uns regnerisch und erfordert so einige Planänderungen (*Elia erzählt mir, dass sie nachts um 3 Uhr vom Regen geweckt wurde und -obwohl ihr Mann doch da war – zum Basketballplatz ging um sicherzustellen, dass der Kaffee auch bloß nicht nass würde. War aber alles trocken). Nicht nur ist es den Produzenten mit noch leicht feuchten Lots unmöglich diese zu Ende zu trocken, sondern auch die Bewältigung des Weges zum Basketballplatz mit dem Kaffee, ohne dass dieser nass würde ist ohne Pickup nicht möglich. So entscheiden Romulo und ich die Produzenten nacheinander zuhause abzuklappern. Ab diesem Punkt werden also nur noch Kaffees eingereicht, die bereits von uns als OK befunden wurden. Am Basketballplatz warten Romulos Helfer für die Annahme und kümmern sich ums Wiegen sowie Umfüllen in Jutesäcke. Beim Besuchen der einzelnen Produzenten bin ich immer wieder überrascht; nicht nur von der Harmonie und Freundlichkeit der Gemeinschaft, sondern vor allem auch von der Sorgfalt beim Aussortierten der Pergaminos. Am Donnerstagabend können wir – gebremst durch den Regen – immerhin stolze 147 Säcke verzeichnen.
Während der Freitagmorgen ähnlich verläuft, klart es am Nachmittag zumindest ein wenig auf. Sofort beginnen Produzenten im ganzen Dorf die an zwei Händen abzählbaren Sonnenstrahlen zu nutzen und ihre Kaffees auf den Dächern zu trocknen, bemerkenswert. Am Freitagabend zählen wir 190 Quintales, es fehlen noch die von Romulo sowie ein paar Produzenten, welche wir noch nicht geschafft haben zu besuchen.

Der Samstagmorgen gestaltet sich etwas sonniger. Nachdem wir alle 50 Produzenten auf der Liste abgehakt haben, kommen wir inklusive der 40 trockenen Säcke von Romulo auf eine Anzahl von 261,5 Säcke.

Da der LKW nur 250 Säcke mitnehmen kann, entscheiden wir, dass die 9 als zu trocken (ca. 9,5%) vermerkten sowie zwei leicht rauchig riechende (evtl. Lagerung neben Küche) bis zur nächsten Lieferung in Santo Domingo verbleiben. 250 passen in den LKW und den übrigen halben nehmen wir im Käfer mit, perfekt! Morgen Nachmittag wird der LKW beladen. Am Montagmorgen geht es früh zu UNTAO.
Auf diesen Plan und die bewältigte Arbeit trinken wir neben dem beachtlichen Berg von Kaffeesäcken mehr als zufrieden ein paar Gläser hervorragenden Mezcal und beschließen, dass Ihr nächstes Jahr dabei sein müsst!
Herzliche Grüße, Thomas“