Ein Déjà-vu? Genau wie gestern holt mich Jürgen Wittmann kurz nach 7.00Uhr in der Früh in Soppong ab. Wieder geht es in die Markthalle (heute weniger Stände) und erneut packen wir im Baumarkt über 200 Pipes auf den Pickup. Dann geht es aber anders weiter:
In Ban Nam Rim, dem Heimatdorf von Avou und Wohnort von der 3 Wittmanns werden wir 925 junge Arabicapflanzen auf die Ladefläche packen. Diese Pflanzen der Arabica Varietäten (Sorten) „Yellow Catuai, Mundo Novo, San Ramon und Kona hat Mystic Hilltribe vor ca. einem Jahr als kleine Setzlinge gekauft und über ein Jahr zu stattlichen Jungpflanzen aufgepäppelt.
Bestimmt sind diese Kaffeepflanzen als weitere Spende für das Projektdorf Mae u Mong, das wir ja schon gestern besucht haben. Sie werden zur Regenzeit auf die 26 Familien verteilt und sollen in 4-5 Jahren die ersten Ernten bringen. Aber jetzt müssen Sie in Etappen (ca. 2000Pflanzen werden in 2 Transporten noch folgen) zum Dorf gebracht werden.
Wir starten mit einer herzhaften Thailand-Frühstückssuppe und leckerem Kaffee aus der FrenchPress von Familie Dong (s. 2.Tag). Ich freue mich schon sehr auf diesen genialen, weichen aber vollen Kaffee mit feinen fruchtigen Zitrusnoten. Dann heißt es, zusammen mit Avous Schwestern zig Mal von Feld zu Pickup die kleinen Pflanzen tragen, zählen und stapeln. Jürgen breitet zwischendurch zwei kleine Partien von ihm geschälte und getrocknete Kirschen aus dem Dorfes Lug Pa Kor auf die Trockentische hinter seinem und Avous Haus. Die brauchen nochmal einen Tag Sonne. Dann geht es mit Jürgen im, an der Grenze der Beladungskapazität (die Pflanzen alleine wiegen 1t) beladenen Pickup die 7km nach Mae u Mong. Heute brauchen wir dafür 35min.
Im Dorf geht es dann Ruck Zug: Son Chai, der ehemalige Bürgermeister und jetzige Leiter einer der beiden Aufarbeitungsstation bedient die Dorfsprechanlage, ein fest installiertes Megafon, und ruft alle Dorfbewohner zusammen. Sofort strömen alle wie die Ameisen zu seinem Haus und die Tubes sind schneller vom Pickup runter als ich die komplette Kameraausrüstung in Bereitschaft bringe. Dabei stelle ich mit Freude fest, dass unser Talhão Partnerschild, was wir gestern als Symbol für diese Partnerschaft überreicht haben, schon an der „Kaffeezentrale“ (dem Haus von Son Chai) hängt. Auch unsere mitgebrachten Kappen werden von den Männern stolz getragen. Die Frauen vertrauen mehr ihrer traditionellen „Frotteehandtuch“ Wickeltechnik (habe leider wieder vergessen zu fragen, woher diese Tradition stammt).
So wie hier gemeinsam agiert wird, jeder sofort mit anpackt, kann man schon fast davon sprechen, dass sich hier, durch die Initiative von Mystic Hilltribe ohne große Statuten eine Kooperative gebildet hat.
50m weiter werden dann die Jungpflanzen abgeladen. Mit ca. 20 Helfern, ist das alles kein Problem. Jürgen muss schon alle zwischendurch bremsen, damit die verschiedenen Arabicapflanzen separat abgeladen und sortiert an einem sehr gut vorbereiteten Pflegeplatz aufgestellt und bewässert werden.
Jürgen tauscht mit Son Chai noch die Pflegetipps aus und bespricht die Zeitplanung für die Pflanzung in den Gärten der Familien. Vor der kommenden Regenzeit (ab Juli/August) sollen die Löcher gegraben und mit Dünger aus dem Dorf vorbereitet werden, damit zur Regenzeit das „Aussetzen“ erfolgen kann.
Mir bleibt Zeit einige Portraits der tollen Menschen aus Mae u Mong zu fotografieren.
Da ich gerne die Wasserquelle von Mae u Mong sehen möchte, fahren wir mit Son Chai zu den Wassertanks die am Dorfrand stehen. Diese werden über ein Rohrleitungssystem von zwei Wasserfällen gespeist, die ca. 3 und 5 km (per Fussweg) entfernt liegen. Das wurde alles von staatlicher Seite zur Verfügung gestellt. Mit unseren Pipes soll nun die Versorgung der Haushalte und der Kaffeegärten optimiert werden. Da kommen schon ca. 3km Leitungen zusammen.
Auch Jürgen liebt immer wieder den Rundgang durch das Dorf. Wir „flanieren“ an fast allen 35 Häusern des Dorfes vorbei und genießen die Ruhe (kein Auto, kein Motorenlärm…), die gute, wenn auch heisse Luft (ca. 30°C) und die unzähligen, in den Gärten versteckten Kaffeebäume. Wir treffen auch ein paar Schwarzbrenner, denn in den nächsten Tagen wird wieder ein Fest des Karen Hilltribes stattfinden.
Zurück am späten Nachmittag haben Avou und Ihre Nichte für uns wiedermal lecker gekocht. Ich liebe die Vielfalt und Frische der asiatischen Küche. Dabei hätten wir fast vergessen, dass draußen noch der Pergamino auf den Trockentischen liegt und verpackt werden muss. Wir bereiten anschließend alle ungeschälten Pergaminos, die Jürgen bereits aus Mae u Mong erhalten hat (eine kleine Menge fehlt noch) für die morgige Abreise vor, denn in den nächsten Tagen werden wir diesen Kaffee an anderer Stelle schälen, damit er dann endlich als grüner Rohkaffee nach Deutschland kommen kann.