Raus aus der einen Stadt (Chiang Mai), rein in die andere (Chiang Rai). Noch kurz ein herzhaftes Frühstück (was ich später bereuen werde) und ein wenig Obst für die Fahrt und dann 3 Stunden Richtung Norden.
In Chiang Rai holen wir einen Teil der bedruckten Kaffeesäck von Mystic Hilltribe bei einer kleinen Garagenfirma ab, die alle Säcke von Hand im Siebdruck bedruckt. Vor der Tür liegt gerade die letzte Partie noch zum Trocknen aus. Die mit unserem Logo bedruckten sind leider noch nicht fertig, da ja erst seit gestern die Anzahl von 25 Sack feststeht. Da kommt alles in allem eine ganze Menge von 300 Säcken für Mystic Hilltribe zusammen. Da auf dem Pickup ja schon die Pergamino-Säcke des Mae u Mong Kaffees liegen, wird es langsam eng.
Heute vergessen wir das Mittagessen nicht. Wir besuchen ein klassisches Thailändisches Tagesrestaurant und bekommen leckeren Mango- und Papayasalat. Beides aus unreifen, nicht süßen Früchten. Leider habe ich vor lauter Appetit wieder das Fotografieren vergessen. Bei den Kaffees in der Chiang Rai Kaffee-Bar-Meile, war es aber wieder toll zu sehen, wie die Kaffeeszene hier lebt. Da versteht man, warum die Kaffeekirschen und die Rohkaffees in Thailand so teuer gehandelt werden. Der Eigenbedarf, sowie die Coffeeshop Landschaft wächst enorm und die hohen Importzölle für Überseekaffees verhindern, dass Kaffee aus Fremdländern eingeführt werden. Für Jürgen und Avou jedes Jahr eine Herausforderung genügend gute Kaffees zu ergattern.
Es geht nach Pang Khon, einem kleinen, schön gelegenen Hilltribe Dorf (1350m hoch), etwa 1 Stunde von CR entfernt. In dieser Kaffeedomäne leben und arbeiten Ghan und Kwuan, die wir im Vorjahr kennen lernen durften und von denen wir seitdem unsere zweite Kaffeesorte aus Nordthailand beziehen. Die junge Familie besitzt eine schön gelegene Plantage, kauft aber auch Kaffeekirschen guter Qualität von anderen Bauern aus dem Dorf ein und verarbeitet diese in ihrem Prozess zu fertigem Rohkaffee. Auch hier freut es mich sehr, dass unser Talhão Schild in der schönen Kaffeebar steht, welche Ghan und Kwuan hier für vorbeifahrende Dorfbewohner und wenige Touristen aufgebaut haben. Auch betreibt sie 3 saubere Gästezimmer, in denen ich gerne wieder hier geblieben wäre. Dieses Jahr kommt unser neues „Talhão Partner“ Schild noch dazu.; als Zeichen unserer herzlichen Partnerschaft.
Ghan freut sich sehr als sie mich sieht und umarmt mich (untypisch für Thailänder). Ihr Mann, Kwuan dagegen ist wie immer etwas „schüchterner“ (man bekommt ihn nicht aufs Foto); dafür fällt dann sein Abschied herzlicher aus. Die 3 jährige Lija ist genauso frech wie vor einem Jahr (malt mir aber mit den mitgebrachten Buntstiften sofort ein Bild), die 4 monatige Lia (man beachte die unterschiedliche Aussprache!) enorm agil und kann schon fast sitzen.
Im Vorjahr haben wir hier mit einem Trupp von 10 Leuten für einen Tag unser Lot „eigenhändig“ gepflückt. Dabei kamen 300kg Kirschen (Nachsaison) zusammen, die später dann als 50kg Rohkaffee den Weg in unserer Rösterei nach Daun fanden. Demnächst röste ich wieder eine kleine Charge dieser Partie, die ich nicht gerne hergebe…
Heute machen wir leider nur einen kurzen Besuch. Die Ernte ist komplett rum, die Trockentische sind leer, die Pergamino-Schälmaschine läuft jeden Tag und fast der komplette Kaffee von Mystic Hilltribe ist fast durch. Aktuell läuft nur die manuelle Handsortierung, die auch diesem Kaffee eine hohe Qualität und Reinheit garantiert. Was hier in mühsamer Handarbeit heraus gesucht wird, landet bei „den Großen“in der Masse, und/oder wird zu Löslichem Instant Kaffee verarbeitet. Wir checken kurz das vorbildliche Lager und kontrollieren die Schälung.
Aber, es hilft nichts. Wir müssen weiter nach Doi Chang, „der“ Kaffeeregion in Thailand mit der größten Kaffeekooperative (und deren mittelmäßigen bis schlechtem Massenkaffee). Wir fahren zu Miyu Ka von der AAA DoiChang Coffee Farm, die mit ihrer Familie eine kleinere private Kooperative leitet, die ausschließlich High End Kaffees produziert und bei der Mystic Hilltribe einen großen Teil seiner Exporte bezieht. Ein echt toller Kaffee, den wir leider nicht selber führen, weil wir uns bereits 2015 für Partien aus Khun Chang Khian und Pang Khon, aus kleinen Familienlots entschieden haben.
Hier bei AAA Doi Chang Coffee Farm ist Technik angesagt. Große Entpulpungsanlagen (Schälen der Kirschen) und Fermentationsbecken, moderne Schäl- und Sortiermaschinen Bilder dann morgen), einschließlich Kamerasortierung UND manueller Handsortierung (immer noch das Beste). Und ein neuer Giesen W15 Kaffeeröster aus den Niederlanden, so wie wir auch bis 2014 in unserer Rösterei betrieben haben steht hier, mit dem Miyo den lokalen Markt und ihren eigenen CoffeeShop mit Röstkaffee versorgt. Trotz der Größe ist dieses Familienunternehmen extrem sympathisch, bodenständig und doch extrem innovativ.
Mit dem Abladen der Mae u Mong Pergamino Säcke und einem kurzen Talk in der Kaffeebar beschließen wir den Tag, denn morgen Vormittag steht ein straffes Programm mit Schälen, Rösten und Versostung ab.