Nach leckerem Rührei und nicht so leckerem Kaffee machen wir uns auf den Weg nach Ecuador.
Schnell finden wir am zentralen „Taxibahnhof“ eine Mitfahrgelegenheit. Taxi kann man den PKW nicht nennen. In Deutschland hätte es keine Zulassung als Taxi, geschweige als KFZ bekommen. Aber es fährt und bringt uns sicher in 60min nach La Balsa, wo die Brücke über den Grenzfluss Chinchipe den Übergang nach Ecuador markiert.
Ausreise aus Peru kein Problem, dann zu Fuß über die Brücke.
Einreise Ecuador eher schwierig. Doch da Thomas Reisepass der letzte Ausreisestempel von 2016 fehlt, hält man uns etwas fest. Wir warten 30min bis der Busfahrer, der uns mit nach Zumba nehmen möchte Druck macht. So lässt man uns dann doch passieren. Noch mal 90 min mit dem Reisebus auf einer ungesicherten Feldpiste mit hunderte Meter tiefen Schluchten, auf denen bei uns kein Busfahrer nur 50m fahren würde.
Sicher lässt uns der Bus in der Stadtmitte von Zumba raus. Wir sind extrem pünktlich; fast schon unwirklich für lateinamerikanische Reisen. Wir nehmen ein Taxi zum neuen Kooperativenkomplex der ACRIM, unserer Partnerkooperative. Vor drei Jahren haben wir die fertigen Bürogebäude und Bodega/Lager erstmalig besucht. Vor vier Wochen ist man dann tatsächlich hierhin umgezogen…
Das Wiedersehen mit Victor Hugo Zarate (Presidente), Vincente Troya (Manager) Wilfrido Franklin (Cupper) ist freundlich, aber eher verhalten. Wir machen uns sofort daran das erste Cupping vorzubereiten. Im Vorfeld hatten wir unsere Profile der gesuchten Kaffees in Preis und Qualität angegeben. Neben den 2t unserer Partnerfamilie Angel und Romelia Jimenez planen wir noch 6-8 Tonnen verschiedener Blends der ACRIM zu kaufen. Jetzt stehen 7 Muster auf dem Tisch, von denen aber nur 4 für unsere Entscheidung relevant sind. (Bei den anderen drei ist ein Muster von der aktuellen Ernte von Angel und Romelia, zu zwei Sondersamples möchte man nur unsere Meinung hören).
Alle sieben sind sehr unterschiedlich, von 80 Punkten (inakzeptabel) bis knapp 87 Punkten (außerordentlich spannend und ausgezeichnet). Angels Lot fällt durch das überzeugende Geschmacksprofil der letzten Jahre auf (85,5Punkte). Die Sondersamples sind gigantisch und bei den für uns in Frage kommen Kaffees sind nur zwei gut.
Da uns die Muster für unsere Blendauswahl nicht überzeugt haben, vereinbaren wir ein weiteres Cupping für kommenden Mittwoch, wo wir mit Angel und Romelia wieder die ACRIM besuchen werden.
Irgendwie werden die ACRIM und wir diesmal nicht warm miteinander. Vielleicht liegt es daran, dass wir zu wenig Kaffees in der Planung haben, eher aber, dass wir die Preise nicht bezahlen können und wollen, die die ACRIM für uns aufruft. Obwohl wir schon bereit sind das 2,5fache vom aktuellen Arabica-Börsenpreis (1,20USD pro spanischem Pfund/lbs), zu zahlen, scheint das noch nicht genug. Obwohl wir die Qualitätskriterien schon runter geschraubt haben. Wir wissen aber, dass unser Preis extrem fair und angemessen ist! Na ja, dann vielleicht am Mittwoch…
Wir machen noch schnell ein paar Lebensmitteleinkäufe in Zumba (ich möchte gerne für unsere Partnerfamilie Apfelpfannkuchen backen) dann geht es um 16.00Uhr mit dem Pickup Taxi nach La Palma dem Dorf von Angel und Romelia. Wir brauchen für die 43km rund 1,5 Stunden. Die Straße ist schlechter als bei den letzten vier Touren, die wir in den letzten Jahren dorthin gemacht haben. Aber es behindern keine Erdrutsche dir Strecke, so kommen wir vor dem frühen dunkel werden an.
Angel erwartet uns am Platz oberhalb der Finca. Ein Dorffest findet hier gerade statt und wir haben etwas Mühe uns von den redseligen Bürgern, die immer sehr stolz sind, wenn wir Gringos sie besuchen, los zu eisen. Vor vier Jahren sagte man uns, wir wären die ersten Europäer, die dieses Dorf besuchen. Jetzt bin ich schon zum vierten Male hier.
Der 10 minütige Abstieg zur Finca dauert bei mir, mit lädiertem Knie diesmal etwas länger, birgt aber keine Probleme. Romelia und Tochter Natalie freuen sich extrem uns wiederzusehen. Die Gefühle die hier gerade abgehen sind schwer zu beschreiben. Da ist (wie immer) mehr als eine Partnerschaft zu spüren. Heike wird sehr vermisst.
Natürlich gibt es sofort Abendessen. Wird ja auch um 18.30Uhr schon dunkel. Die tiefen Teller sind überhäuft mit leckerem Reis, Tomaten und Yucca (Maniok) und Brathähnchen. Die Portion schaffen Thomas und ich nicht. Ich freue mich, dass schon während dem Abendessen viele Fragen von Angel und Romelia zu uns, unserer Rösterei, zum letzten Jahr und natürlich zu Heike, die diesmal nicht mitkommen kann, gestellt werden. Da mein Kofferrucksack endlich leichter werden muss, packe ich die vielen Geschenke und Leckereien aus, die ich mitgebracht habe. Angel Augen strahlen, als er seine geliebten Kaffeebohnen in Schokolade erblickt.
Da es so viel zu erzählen gibt, ich noch ein paar Spirituosenproben mitgebracht habe, wird der Abend lang. Aber irgendwann fallen wir erschöpft in unsere Betten in der Gästekammer, in denen sonst unsere Rohkaffees als Pergamino lagern. Einmal im Jahr müssen sie für uns Platz machen.