Um 7.00Uhr gehts los. Schnell nochmal ne heiße Dusche, man weiss ja nicht was kommt.
Richard holt uns mit dem Pickup seiner Firma ab und kommt mit uns nach Chirinos. Dort findet heute die Endausscheidung der besten Kaffes auf der Feria del Café 2017 statt und Richard ist sehr an den Qualitäten interessiert. Da sich in dieser nördlichsten Kaffeeregion Perus ALLES um Kaffee dreht, kennt hier jeder jeden, und alle, auch Konkurrenten, unterstützen sich gegenseitig.

Der Weg führt uns für 45min durch das fruchtbare Tal des Rio Chinchipe und dann nochmal für 45min rauf auf 1850m. Die Aussichten sind traumhaft. Hätte ich gewußt, dass mich diese Ausblicke die nächsten 3 Tage permanent begleiten, hätte Richard nicht so oft für mich anhalten müssen.


Ab hier spielt sich alles nur noch rund um den Kaffee ab. Auf jedem Hektar Land wächst er hier. Aber nicht als Monokultur, sondern immer gemeinsam mit anderen Kulturpflanzen wie Bananen und mit ausgeprägter Schattenstruktur. Hauptsächlich wird hier biologisch angebaut.
Während der Erntezeit wird jeder Platz für die Aufarbeitung und vor allen Dingen die Trocknung gebraucht. Überall am Strassenrand (oder auf der Straße, aber immer mit Folie) trocknet der Kaffee. Selbst das Fussballfeld muss dem Kaffee weichen. Die neue Spielsaison beginnt wohl erst nach der Ernte…
Pünktlich um 9.00Uhr treffen wir in Chirinos ein. Hier beginnt gleich das finale Cupping der 10 besten Kaffees des Wettbewerbs der Feria. Von den eingereichten 40 Microlotes à 3 Sack haben es diese Muster ins Finale geschafft.
Da Thomas in Chirinos im letzten Jahr viele Kaffees für die Exportfirma Caravela getestet und gekauft hat, ist er hier sehr angesehen und darf als einer von 6 Judges/Richter die Muster bewerten. Richard und ich (bin sehr geehrt) dürfen als weitere 6 Observer/Beobachter mit Verkosten, aber keine offizielle Bewertung abgeben.

Nach mehr als einer Stunde des lauten Schlürfens sind die Ergebnisse gesammelt. Alle Punktewerte zwischen 83,5 bis 88 (Top) der Judges werden gesammelt und der Mittelwert ermittelt. Da alle Kaffees im Durchschnitt zwischen 84,67 und 87,33 liegen ist das Ergebniss sehr knapp, auch wenn mich nicht alle Kaffees voll begeistert haben. Geschmäcker sind halt verschieden.
Nach gemeinschaftlichem Mittagessen geht es ins Rathaus, wo der Bürgermeister uns empfängt und noch einmal die besondere Bedeutung für diesen Wettbewerb für diese Region herausgestellt. Er freut sich sehr, dass das internationale Interesse immer mehr wächst. Zum 10ten Mal wird der Wettbewerb durchgeführt und am Ende steht die öffentiche Versteigerung der Gewinner.

Ich überlege die ganze Zeit mitzubieten, bin aber mit den Gegebenheiten und Preisen noch nicht so vertraut. Thomas bietet für seinen Freund Eber von der Exportfirma Finca Churupampa. In deren Labor sind auch alle Muster heute morgen und die vergangenen Tage geröstet und verkostet worden.
Als Ehrengäste dürfen wir auf der Tribüne Platz nehmen. Thomas ersteigert 4 Lots für Eber und ich hätte ruhig mitbieten können, den die Preise sind eher zu niedrig für das Niveau, in dem wir gerne fair einkaufen. Vielleicht im nächsten Jahr…
Trotz aller sprchlichen Barrieren fühle ich mich schon am ersten Tag sehr freundlich aufgenommen in Chirinos und merke, das mein schon lange vorhandenes Interesse hier Feuer gefangen hat.