Wir sind bei Finca Churupampa in Chirinos. Dieser Name steht sowohl für eine Plantage der Familie Tocto, als auch für das kleine Exportunternehmen von Eber Tocto Bermeo und seiner Frau Talhya Alberca Risco, die in sehr nachhaltiger Art von kleinen Produzenten exklusive Kaffeequalitäten vermarkten. Damit stechen Sie aus allen Handelsunternehmen im Norden Perus heraus.

Chirinos ist ein kleiner Ort mit 8500 Einwohnern auf 1850m Höhe im Norden Perus. 45 Minuten fährt man bis ins Tal des Rio Chinchipe um die Hauptstraße zu erreichen. Wann immer man den Horizont erblickt sind die Aussichten gigantisch. Neben dem großen Kaffeezentrum des Nordens Perus in San Ignacio (dort werden jährlich mehr als 400 Container a 20 t Kaffee produziert) spielt Chirinos eine etwas untergeordnete Rolle. 90% der Einwohner leben vom Kaffee. Die Rohkaffees von hier, das werde ich in den nächsten Tagen noch erfahren, sind aber von außergewöhnlicher Qualität und die Anbaubedingungen sehr nachhaltig und ideal.
Wir dürfen für unsere Zeit in Chirinos bei Talhya und Eber, die im letzten Jahr Freunde von Thomas geworden sind, wohnen. Ihr Firmengebäude am Rande von Chirinos ist ähnlich aufgebaut wie die Dauner Kaffeerösterei. Unten Warenannahme des Pergamino-Kaffees von den Produzenten. Im Mittelgeschoss Labor und Büro. Hier steht auch ein 12 kg Röster. Im Obergeschoss wohnen Eber, Talhya und ihr 4jähriger Sohn Daniel. Hier haben Thomas und ich ein kleines Gästezimmer bezogen.



Nachdem der Feria-Stress der letzten Tage für Eber und Talhya beendet ist (Sie waren maßgeblich an der Organisation und Ausführung der Cuppings der Feria del Cafe 2017 beteiligt.), besuchen wir heute die Familienfinca Churupampa.

Eber bringt uns in seinem Pickup die verschlungene Serpentinenpiste zur Plantage der Familie. Seine Eltern leben hier und seine Brüder unterstützen ihn auf der Finca und beim Export.
Schon auf den ersten Blick sehe ich, dass hier ein besonderes Juwel liegt. Nicht nur die Steillage, umrundet von dichten Baumwäldern mit Kaffee, sondern auch der durchdachte Aufbau und die ökologische Betriebsweise sind hier überall zu spüren.


Als erstes zeigt uns Eber seinen größten Stolz. Die eigene Kompostanlage. Auf dem Pickup haben wir 10 Sack Ziegenmist mitgebracht, der neben allen biologischen Plantagen- und Küchenabfällen, für die Herstellung eines hochwertigen Düngers verwendet wird. Was immer an Biomasse anfällt: hier wird sie verarbeitet.
Eber hat mit dieser Kompostieranlage (und der gesamten Finca) eine Musterprojekt aufgebaut, dass für Bauern, die für sein Export-Unternehmen Kaffees produzieren als Schulungs – und Anschauungsbeispiel dient. So muss er eine biologische Betriebsweise nicht in Vorträgen präsentieren, sondern kann hier am funktionierenden Beispiel alles praxisnah demonstrieren.
Und es ist wirklich faszinierend, wie nach 24 Tagen der reife, extrem lockere Humus die Kompostierung verlässt.
Aber auch die Trocknung des Kaffees ist hier beispielhaft. Praktisches Arbeiten den Hang hinunter, effiziente Trockentische mit hoher Flächendichte und langsamer Trocknung, schnell mit Folien bei Regen abzudecken. Viele Bauern trocknen in dieser Region noch auf dem Boden, was für die konstante Qualität Probleme machen kann.
Ein kleiner Rundgang führt uns zu zwei kleinen Forellenteichen, die mit dem sauberen Bachwasser einfach zu halten sind und das Nahrungsangebot verbreitern.



Wir machen einen kleinen Rundgang durch die steilen Felder. An vielen Stellen blüht schon der neue Kaffee. Manche, später blühende Varietäten (Arabica-Sorten) stehen noch voll in der Ernte.
Das im Bau befindliche Gästehaus wird uns hoffentlich bei unserem nächsten Besuch aufnehmen. Hier sollen während der Erntezeit auch Pflücker aus der Stadt wohnen, denn der täglich Weg nach Chrinos ist doch sehr lang und mühsam. Die Aussicht vom Balkon ist gigantisch…
Wir verlassen die beispielhafte Finca Churupampa. Hier fühlt man genau die nachhaltige Betriebsweise, und die Philosophie die Eber Tocto für den Kaffee lebt.
Zurück in der Firma überrascht uns Talhya mit 30 Kaffeemustern, die Sie heute, während unserer Abwesenheit im Probenröster geröstet hat.
Alle am Tag eingegangenen Kaffees der Produzenten werden hier sofort auf physische Defekte, Trocknungsgrad (Wassergehalt) und Größe untersucht. Nach Annahme erhält der Bauer sofort seinen Grundwert.
Die im Labor festgestellte Tassenqualität legt dann den Markt, und somit den Preis fest, auf dem der Kaffee exportiert wird. Der Bauer erhält dann nach Verkauf seinen Bonus für die Qualitätsstufe.
Müde, aber mit enormer Befriedigung gehen wir noch ein saftiges Brathähnchen im Ort essen. Nach diesem anstregnden Tag vergessen wir sogar unser Abendbierchen…