Ursprungsreise Ecuador/Peru Tag 9 – Rund um Chirinos

Eber (gesprochen [Ebbäa] ) und Talhya Tocto demonstrieren mit ihrem Unternehmen „Finca Churupampa“ von Anfang an, wie transparent ihr Unternehmen arbeitet, und wie auch darum Sorge getragen wird, das höhere Einnahmen bei den Bauern gesichert und in neue Farminvestitionen umgesetzt werden. Dafür steht auch ein kleines Team von Agrarökonomen bereit, die regelmäßig die Produzenten besuchen, Arbeitsabläufe optimieren und Bodenanalysen durchführen.

Firmengebäude des Exportpartners „Finca Churupampa“

Schon ab 6:30 herrscht in der Eingangskontrolle emsige Geschäftigkeit, denn die Produzenten bringen ihre Lots/Partien zur Finca Churupampa. Das außerordentliche Qualitätsmanagement bei der Kontrolle der Warenannahme, das Verkosten der eingereichten Kaffeemuster und die damit verbundene Bezahlung der Kaffees nach Güte sind wichtige Instrumente, um die Produzenten zu motivieren und die Qualität konstant zu verbessern.

Pergamino-Annahme Finca Churupampa

Nach den letzten beiden faszinierenden Tagen habe ich mich entschieden, hier und jetzt in Peru Kaffees zu kaufen. Es scheint alles zu Stimmen:

  • Tolle Kaffeeregion
  • Top Qualitätsmanagement
  • super Betreuung der Farmer durch Finca Churupampa
  • stimmige Logistik-Strukturen von Peru nach Hamburg
  • Transparenz und nahe Zusammenarbeit aller Partner
  • und vor allen Dingen der Fleiß, die Philosophie und das Engagement, mit dem Eber und Talhya ihr kleines Unternehmen leiten.

Einen besseren Partner für den Direktimport von Spitzenkaffees scheint es für uns nicht zu geben.

Da Eber unsere Intention, nur Kaffees von kleinen Farmen, mit einer starken Transparenz aus okologischem Anbau (den wir aber aus Überzeugung und Konstengründen für die Produzenten nicht zertifizieren lassen werden) kaufen und importieren wollen, hat er uns drei Produzenten für unser Talhão® Projekt ausgewählt, die noch nicht die besten Kaffees der Region produzieren, aber mit der entsprechenden Aufmarksamkeit enormes Potential haben. Er hat (durch Thomas eindeutige Beschreibungen unseres Unternehmes) genau verstanden, was wir suchen, und das wir an eine lange und beständige Partnerschaft mit ihm und den Farmern höchsten Anspruch legen.

Es geht mit dem Pickup auf Tour rund um Chirinos. Auf dem Plan steht der Besuch von vier Produzenten und Fincas. Überall auf dem Weg sieht man, dass sich in dieser Region wirlich alles um den Kaffee dreht. Wir zählen zig Kaffeelager und mit Pergamino beladene Klein-LKWs. Überall trocknen die Bauern ihre Ernte (in unterschiedlichster Qualität) auf dem Boden. Selbst der Kirchplatz ist nicht heilig…

Frühstück gibt es nach dem ersten Cupping um 7.00Uhr jetzt auf der Finca von Freund Kelber und seiner Frau. Traditionell nahrhaft, Hühnersuppe mit Reis.
Kleber, mit dem Thomas letztes Jahr intensiv zusammen gearbeitet hat, zeigt uns sein 2 stöckiges Trockenzelt, das er nach Planungen mit Thomas in den letzten Monaten gebaut hat.

Solche Trockenkonstruktionen lassen auf geringer Fläche eine optimale, langsame Trocknung mit Schutz vor Nässe (Regen und Tau) zu. Eber Tocto möchte solche Zelte bei möglichst vielen Farmern bauen lassen. Wenn der erzielte Kaffeepreis entsprechend hoch ist, können Farmer auch in solche Verbesserungen investieren.

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Natürlich kann ich bei den gesunden und prall behängten Caturra Sträuchern nicht zögern viele weitere Kaffeekirsch-Motive zu fotografieren. Thomas und Eber machen derweil einen Kurztrip duch die gesunden  Felder von Kleber.

Weiter geht es zur zweiten Vorzeigefinca der Region bei Nepthali. Auch er hat schon ein Trockenzelt, plant aber zusammen mit Finca Churupampa eine Neustrukturierung der Abläufe und eine Kompostieranlage. Viele Produzenten werden durch das erfolgreiche Beispiel von Finca Churupampa mutiger, neu zu investieren. Und diese Farmer stecken wiederum andere an. So wird auch Nepthali von vielen Bauern aus der Region besucht und man tauscht sich aus, lernt voneinander.

Kollegialität, Vertrauen und Treue scheint in dieser, von Kaffeeproduzenten dicht besiedelten Region an der Tagesordung zu sein. Offenes Konkurrenzdenken sehen wir hier nicht. Nepthali verzichtet lieber auf höhere, kurzfristige Preise, die ihm ein Coyote einmalig bezahlen will, und arbeitet lieber auf hohem Qualitätsniveau mit Eber zusammen.

Drei verschiedene Bourbon Varietäten bei Nepthali: Rot – Gelb – Orange

Nach Reis und Hähnchen geht es weiter zur kleinen Finca von Adan Eredio und seiner Frau, direkt gelegen an der Straße nach Chirinos. Diese Beiden hat uns Eber als erste Produzenten vorgeschlagen, deren auf Spezialitätenniveau komplette Ernte wir exklusiv importieren könnten. Da uns immer zuerst daran liegt den Produzenten und seine Farm kennenzulernen, ist dieser Antrittsbesuch sehr entscheidend. Auch, um uns dem Farmer vorzustellen und unsere Idee, von einer beständigen, direkten und gerechten Zusammenarbeit zu verdeutlichen.

Im Trockenschuppen gemeinsam mit unserem neuen Talhao Partner Adan

Adan produziert bereits sehr gute Kaffees. Die Pergaminos in seinem Trockenschuppen sind hervorragend sortiert. Die Ernte seiner zwei Felder mit 2 Hectar und die Aufarbeitung sind hier in grundlegend guten Strukturen.

Adan am Rande seines Feldes hinter dem Haus. Viele Pflanzen zeigen Mangelerscheiniungen, wenn auch noch viele Kirschen an Baum hängen.

Sorge machen Eber und Adan aber die Gesundheit der Pflanzen. Laut der letzten Bodenuntersuchungen fehlen Nährsalze. Höhere Kaffeepreise durch uns, könnten hier die kurzfristige Versorgung mit Biodünger und den langfristigen Aufbau einer Kompostieranlage sicherstellen.

Blätter zeigen Nährstoffmangel und Krankheiten an

Gerne wollen wir mit der diesjährigen Ernte von Adan und seiner Frau starten.

Weiter geht es zur Familienfarm von Levita Silva, kurz Levi genannt. Mit seiner Großfamilie, die alle zusammen mit ein paar Neffen auf der Farm mitarbeiten, sind hier laut Eber große Veränderungen und ein Neuanfang der Finca in der Entstehung. Levi strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Sofort fühlen wir uns von der Athmosphäre auf der Finca angesteckt.

Levita Silva

Der Neuanfang ist überall zu spüren. Die Finca wirkt sehr leer und aufgeräumt. Wir vermissen Bäume und Schattenpflanzen auf den Feldern und um den Hof. Aber Levi erzählt uns seine Pläne und zeigt uns die jungen Bäume die er erst kürzlich angepflanzt hat.

Neuaufforstung, Schattenpflanzen folgt

Bislang hat Levi alle seine Kaffees auf Planen auf dem Fussballplatz vor dem Hof getrocknet. Jetzt hat er seinen ersten Trockentisch vor dem Haus mit traumhafter Aussicht über das Tal. Seine drei fussballverrückten Töchter, die in der lokalen Auswahl spielen, danken es ihm täglich.

Erster Trockentisch, mit Fussballplatz im Hintergrund

Levi möchte die harmonische Familie so eng wie möglich zusammenhalten. Landflucht ist in diesen ärmlichen und abgelegenen Regionen Perus an der Tagesordnung. Sein Ziel ist es, die komplette Familie durch die Farm zu ernähren. So ist er besonders Stolz, dass einer sener Söhne aus Lima zurückgekommen ist, denn mittlerweile sieht dieser das Leben auf dem Land als lebenswerter an. Aber ein gewisser Wohlstand wäre wünschenswert.

Meerschweinchen (Cuy) Zucht auf Levis Finca

Neben dem Kaffee ist die Meerschweinchenzucht ein zweites Standbein der Finca von Levi. Geplant ist die Verdoppelung der Zucht. Cuy sind in Peru eine Delikatesse, sehr anspruchslos und effektiv in der Nachzucht (nur 25 Tage bis zur Schlachtreife) und der Verkaufspreis liegt deutlich höher als bei Hühnern. Der Dung verspricht für Levi eine zusätzliche Bereicherung seines Komposts. Auch plant er den Aufbau einer Kompostieranlage nach dem Vorbild von Finca Churupama. Der Platz unterhalb der Entpulperstelle wäre wie geschaffen für die Kompostierung.

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Wir geniessen das harmonische und fröhliche Zusammenarbeiten der Familie und zeigen Levi anhand unserer Kaffeebroschüre, wie wir arbeiten und wie unsere Ansätze eine fairen Zusammenarbeit sind. Auch mit ihm werden wir den Neuanfang in Chirinos, Peu gehen. Hier liegt enormes Potential für tolle Kaffees und eine enge, freundschaftliche Zusammenarbeit. Levi lädt uns schonmal für nächstes Jahr ein und verspricht leckeres Cuy.

Das abschliessende Familienfoto gehört für mich zu den eindrucksvollsten Schnappschüssen meiner Reise. Es freut mich immer wieder in jedes einzelne, herzliche und freundliche Gesicht zu schauen…

Familie Silva aus Chiinos

Zuhause warten natürlich wieder etliche Kaffees des Tages auf die Verkostung. Und zum Abendessen gibt es fritiertes Trockenfleisch mit Bananenchips.